Von Frau Dr. Nadine Vavra – Fachärztin für Neurologie und Expertin für Kopfschmerzen
Dass die Migräne absolut keine Erkrankung ist, die nur bei Erwachsenen auftritt sehen wir daran, dass aktuell etwa jedes 10. Kind in Österreich davon betroffen ist und die Tendenz stetig steigt. Dennoch wird die Migräne in diesen Altersstufen weiterhin häufig zu wenig ernst genommen und dadurch oft viele Jahre nicht gut behandelt. Zusätzlich ist die Diagnose der Migräne auch nicht immer einfach zu stellen, da einerseits die Symptome bei Kindern oftmals auf den ersten Blick nicht klar einer Migräne zuzuordnen sind und Kinder auch Schwierigkeiten haben diese zu formulieren. Zum anderen ist die Migräne eine Erkrankung, die man weder messen, oder im Blutbild feststellen, noch auf einem MRT Bild erkennen kann. Daher vergehen oft viele Jahre, bis Kinder die richtige Diagnose erhalten. Bei unklaren Kopfschmerzen im Kindesalter ist daher der Besuch beim Neurologen unbedingt angeraten. Mit meinem Blogbeitrag möchte ich Eltern das Bild der kindlichen Migräne ein wenig näherbringen, um hier im entsprechenden Fall richtig handeln zu können.
Vom klinischen Erscheinungsbild ähnelt die Migräne bei Kindern, der von Erwachsenen, dennoch gibt es einige Unterschiede. Der wesentlichste Aspekt ist die kürzere Dauer von meist nur 1-2 Stunden, während derer sich Kinder hinlegen und schlafen und danach oftmals beschwerdefrei erwachen. Weiters sind Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen bei Kindern wesentlich stärker ausgeprägt und Erbrechen führt manchmal bereits zu einer Beendigung der Episode. Wie bei Erwachsenen, besteht auch bei Kindern während der Migräne eine erhöhte Reizempfindlichkeit. Sie können diese aber oftmals nicht ausreichend benennen. Umso wichtiger ist es, das Kind während der Attacke zu beobachten, um folgende Zeichen zu erkennen: Hört das Kind auf zu spielen oder fernzusehen? Wird es blass? Zieht es sich zurück oder hält es sich die Ohren zu? All das sind typische Anzeichen einer Migräne.
Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang aber zu erwähnen, dass es auch andere Symptome gibt, die an eine Migräne denken lassen sollten. Beispielsweise wenn Kinder immer wiederkehrende Bauchschmerzen oder Schwindelzustände äußern, für die man keine sonstige Ursache findet. Oder wenn das Kind über Fantasiebilder berichtet, oder Körperteile sich auf einmal stark vergrößert oder verkleinert anfühlen. Beobachten Sie solche Symptome bei Ihrem Kind? Dann empfehle ich eine Untersuchung beim Neurologen, damit hier die richtige Diagnose gestellt werden kann.
Was kann ich als Elternteil nun machen, um meinem Kind bestmöglich zu helfen?
Ganz wesentlich ist es, dem Kind die Möglichkeit zu geben, dass es sich ausruhen, in einen ruhigen und dunklen Raum legen und im besten Fall schlafen kann. Ebenso tun Kälteanwendungen gut, zum Beispiel in Form eines nassen Waschlappens. Halten die Schmerzen länger an, bzw. sind diese Maßnahmen nicht alleine für sich wirkungsvoll, ist für Kinder und Jugendliche die Einnahme von Ibuprofen oder Paracetamol empfohlen. Wichtig ist dabei immer eine ausreichend hohe Dosierung zu wählen und die Tablette rechtzeitig einzunehmen. Auch ist für Kinder ab dem 12. Lebensjahr ein Triptan in Form eines Nasensprays zugelassen. Unbedingt sollte jedoch die Verabreichung von Medikamenten immer mit einem Kinderarzt oder einem Neurologen rückgesprochen werden.
Was kann man Eltern und Kindern raten, damit es zu weniger Kopfschmerzen kommt?
Was die Vorbeugung betrifft, rate ich unbedingt dazu primär nicht-medikamentösen Maßnahmen den Vorzug zu geben. Hierbei ist es wichtig, sich für das Gespräch sehr viel Zeit zu nehmen, um umfassend den Alltag und den Lebensstil des Kindes bzw. des Jugendlichen zu beleuchten. So macht es beispielsweise Sinn, regelmäßig zu essen und ausreichend zu trinken, nie ohne Frühstück aus dem Haus zu gehen, und am Wochenende und während der Woche zu ähnlichen Zeitpunkten aufzustehen und schlafen zu gehen. Auch sportliche Betätigung ist in diesen Altersstufen sehr wichtig, dies sollte jedoch nie akut während einer Migräneattacke gemacht werden. Zudem helfen Kindern jeden Alters Entspannungsübungen oder Fantasiereisen.
Insgesamt ist die Migräne zwar nicht heilbar, man kann jedoch lernen mit ihr umzugehen und die Attackenhäufigkeit durch oben genannte Maßnahmen, und zahlreiche weitere Möglichkeiten, deutlich zu reduzieren, um so eine bessere Lebensqualität im Kindes- und Jugendalter und in weiterer Folge dann natürlich als Erwachsene zu haben.
Migräne im Kindes- und Jugendalter
Ich freue mich sehr, dir heute einen Blogbeitrag von Frau Dr. Nadine Vavra, Fachärztin für Neurologie und Expertin für Kopfschmerzen, vorstellen zu dürfen.
Ihren Behandlungsansatz und Ihr Anliegen beschreibt Frau Dr. Vavra mit folgenden Worten „Innerhalb meines Fachgebiets der Neurologie habe ich mich auf die Behandlung von Kopfschmerzerkrankungen spezialisiert. Bereits zu Beginn meiner neurologischen Ausbildung entdeckte ich meine Leidenschaft und auch meine Gabe für die Betreuung von Menschen mit Kopfschmerzen. Mein zentrales Anliegen ist es, meine Patienten ernst zu nehmen und mit ihnen gemeinsam einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen.“
Weitere Informationen, Kontaktdaten und ein kleines Gedankenexperiment findest du hier auf der Homepage.
Tausche Kopfgewitter gegen Lebensfreude!
Wenn ich dich und dein Kind dabei begleiten darf einen guten Umgang mit der Migräne zu finden, dann freue ich mich über deine Kontaktaufnahme.
Wie es mir gelungen ist Kopfgewitter gegen Lebensfreude zu tauschen? Dazu mehr in meinem Ratgeber: MIGRÄNE verstehen – vorbeugen – behandeln.
Bis bald! Ich freu mich auf dich!
Deine Frau Kopfgewitter