Bei vielen Migränepatienten sind Stress und Hektik typische Auslöser für Migräneanfälle. Das wird dich nun wenig überraschen bzw. nichts Neues für dich sein. Wahrscheinlich kannst du die Aussage „stress dich doch nicht immer so“ oder andere gut gemeinte Ratschläge schon nicht mehr hören – absolut verständlich!
Aber du wirst schon auch festgestellt haben, dass sich deine Migräne häufiger oder intensiver meldet, wenn du besonders viel um die Ohren hast oder wenn es dir insgesamt nicht so gut geht. Vereinfacht gesagt: in Phasen, die schon ohne Schmerzen und Übelkeit herausfordernd oder anstrengend genug sind. Doch die Belastungen eines Lebens mit Migräne gehen- das weißt du selber nur zu gut – weit über die Kopfschmerzen eines akuten Anfalls hinaus.
Die Betrachtung zu viel Stress löst Migräne aus, ist dabei nur die eine Seite. Hast du dich schon einmal damit auseinandergesetzt, wie viel Stress ein Migräneanfall in dir auslöst und dass du dich in einem Dauerkreislauf von Stress – Migräne – Stress befindest?
Was ich damit genau meine?
Wie oft verspürst du Angst vor deinem nächsten Anfall? Vor der Unvorhersehbarkeit, wann es wieder losgeht? Wie oft überlegst du wie viele Medikamente du diesen Monat schon genommen hast und dass du deinen Medikamentenkonsum unbedingt einschränken musst? Oder auch davor, dass es dir bei diesem wichtigen Termin oder bei der Familienfeier, auf die du dich schon so freust, unbedingt gut gehen muss? Es soll doch keiner merken, dass du schon wieder Migräne hast – oder?
Hier bist du schon ganz klar in einem negativen Gedankenstrudel, der dich stresst und belastet. Dich zusätzlich unter Druck setzt. Und dass, obwohl sich die Migräneattacke noch gar nicht angekündigt hat. Merkst du wieviel Raum die Migräne in deinem Leben einnimmt, auch wenn du beschwerdefrei bist oder es dir zumindest besser als sonst geht?
Und wie ist der Moment für dich, in dem du bemerkst es könnte ein Migräneanfall kommen, deine ständigen Kopfschmerzen verschlimmern sich oder du vielleicht auch schon mit akuten Schmerzen aufwachst?
Verzweiflung? Hoffnungslosigkeit? Mir hilft ja eh nicht? Schon wieder versagt? An der Stelle möchte ich dir auf jeden Fall sagen – du bist nicht alleine! Es ist wichtig zu wissen, dass Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiver Verstimmung eine Begleiterscheinung deiner Migräne ist und nicht, dass du in dieser Situation NICHT zu schwach bist, gut damit umzugehen. Nur mal so, falls sich dieser Gedanken gerade eingeschlichen hat bei dir….
Und wie geht es dir, wenn es endlich wieder besser wird, die Migräneattacke endlich abflaut? Wenn du wieder klarer denken hast und nicht mehr jeder Gedanke weh tut? Freust du dich dann, wie schön das Leben sein kann? Oder schleichen sich da doch auch wieder Stress und innerer Druck ein? Die Überlegung, was du nun alles nachholen musst oder sofort zu erledigen ist, nun wo du doch gerade so ausgefallen bist?
Merkst du auch hier, wieviel Stress dieses Kompensationsschema nach einem Migräneanfall in dir auslöst?
Es kann sein, dass auch dir dieser Kreislauf gar nicht bewusst ist, weil es dir so „normal“ vorkommt. Um auszusteigen und wieder achtsamer im Moment sein zu können, ist ein kurzes Innehalten sehr gut geeignet. Du unterbrichst dabei Sie unterbrechen den Modus des automatischen Funktionierens.
Hast du Lust es gleich auszuprobieren?
- Halte für einen Moment inne und komm ganz bei dir selbst an.
- Richte deine gesamte Aufmerksamkeit auf das, was du gerade tust und erlebst. Nimm diesen Moment bewusst mit allen Sinnen wahr: Was tust du?
- Was siehst du?
- Was schmeckst oder riechst du?
- Was denkst du?
- Wie ist deine Atmung?
- Welche Körperempfindungen verspürst du?
Tauch ganz in den Moment ein. Akzeptier den Augenblick und deine Wahrnehmung voll und ganz. Versuch, absolut nichts zu verändern. Nimm einfach an, was du empfindest. Bewerte deine auftauchenden Empfindungen nicht, sondern begegne dieser Erfahrung mit einer neugierigen, offenen und wertschätzenden Haltung.
Gerne kannst du deine Wahrnehmung in innere Worte fassen wie z. B.: „So fühle ich mich gerade, dieser Gedanke beschäftigt mich im Moment, im Augenblick fühlt es sich so an …“ Nimm deine Gedanken dabei wertfrei an und beschäftige dich nicht weiter mit dem genauen Inhalt. Lös dich von der Vorstellung, dass im Moment irgendetwas anders sein sollte. Erlaub dir, dass es im Augenblick genau so sein darf, wie es jetzt gerade ist. Gesteh dir zu, dass du dich genau so fühlen darfst, wie du dich jetzt gerade fühlst. Gestatte dir, genau so zu sein, wie du im Moment bist.
Öffne dich dem Erleben der Situation und deinen Erfahrungen und Empfindungen – mit allen Sinnen. Spür, wie sich durch diese Offenheit dein Erleben von Moment zu Moment verändert.
Atme bewusst durch und lass deine neugewonnene Erfahrung achtsam in deine weitere Alltagsgestaltung einfließen.
Wenn du magst, kannst du diese Übung mehrmals täglich als Ritual in deinen Alltag einbauen. Das Hineinspüren in den Körper verbindet dich mit dem gegenwärtigen Moment und erzeugt ein Gefühl von Präsenz, Lebendigkeit und Verbundenheit. Langfristig kann dich diese Übung dabei unterstützen, aus automatisch ablaufenden Verhaltensmustern und verinnerlichten Konditionierungen auszusteigen.
Tausche Kopfgewitter gegen Lebensfreude!
Wie dir dein persönlicher Stress-Migräne-Stress Kreislauf bewusst wird und weitere Strategien daraus auszusteigen, verrate ich dir in meinem Migräne Ratgeber: MIGRÄNE verstehen – vorbeugen – behandeln.
Eine kleine Übung, wie du die Lebensfreude wieder ein Stückchen mehr in dein Leben lassen kannst, findest du in meinem ersten Blogeintrag.
Bis bald! Ich freu mich auf dich!
Deine Frau Kopfgewitter